Urban Downhill in den Favelas von Rio de Janeiro

Fahrradfahren einmal anders. Genauer gesagt Mountainbiken. Noch genauer, Urban Downhill! Seit dem ersten Urban Downhill Event „RedBull Desafio no Morro“ im Jahr 2009 etablierte sich in Rio de Janeiro, was mittlerweile ein absoluter Trend in der Mountainbike Szene ist.

Beim Urban Downhill bilden Stadtviertel in Hanglage die perfekte Ausgangsbasis. Mit „Big Bikes“ schmeißen sich waghalsige Vollprofis wie Steve Peat und Filip Polc Treppen, Absätze und Hausdächer hinunter. Immer auf der Jagd nach den letzten Zehntel und Tausendstel Sekunden auf der Urban Downhill Route. Noch ein bißchen dichter an der Hauswand oder dem Geländer vorbei. Noch ein bißchen weiter fliegen und die letzten Reserven des Big Bikes nutzen. Auch die Wohnzimmer der Bewohner sind durchaus Teil der Streckenführung. Während jemand am Herd steht und eine Feijoada zubereitet, verlassen die Pros die Wohnung natürlich in Höchstgeschwindigkeit über den Balkon. Nebendran sitzt Oma und häkelt. Kein anderes Sport Event hat einen solch großen Rückhalt bei den Bewohnern vonRio de Janeiro.

Eine Plattform für Kultur und Verständnis in Rio der Janeiro

Doch bei diesem Event geht es um viel mehr als die reine Profitjagd wie bei der Fussball Weltmeisterschaft 2014 oder den anstehenden Olympischen Spielen 2016: Vielmehr soll den Bewohnern eine Plattform gegeben werden, ihre Kultur zu zeigen. Damit dies auch sichergestellt ist, werden die Urban Downhill Strecken von lokalen Organisatoren gestaltet. Die Strecke führt entlang von riesigen Street-Art Kunstwerken und Grafitties. So zeigen bunt bemalte Gebäude den Lifestyle der Bewohner der Favelas. Gezeichnet wird ein ganz anderes, positives und kreatives Bild dieser Stadtviertel und seiner Bewohner, die sonst eher ins negative Licht gerückt werden. Im Rahmenprogramm dieses Events bieten die teilnehmenden Mountainbike Hersteller den Bewohnern der Favelas Kurse in Zweiradmechanik an. Es entstehen zusätzlich normale Mountainbike Strecken im Umland, die den Ecotourismus fördern. Hier ist der „Circuito MTB de Favelas“ zu nennen, eine tolle Kombination aus Mountainbike Sport und der Tourismus Destination Rio de Janeiro. Ganz nebenbei führt das eigenständige Erkunden der Stadt zu einer intensiveren Wahrnehmung und kann im Zweifelsfall die Besucher nachhaltig durch positive Emotion an Rio de Janeiro binden.

RED BULL integriert Rio de Janeiro in eine internationale Urban Downhill Rennserie

Neben Städten wie Valparaiso (Chile), Lissabon, Bratislava und Santos (ebenfalls Brasilien) gehört auch Rio de Janeiro nun fest in den Urban Downhill Rennkalender des seit 2014 neuen „Red Bull City Downhill Worldcup“. Dieser Einladung folgen natürlich die Größen des Sports wie Filip Polc, Greg Minaar, Brook McDonald, Cedric Garcia und Steve Peat. Ehrensache ist, dass sämtliche gewonnenen Preisgelder am Ende karitativen Projekten in und um die Favelas zu Gute kommen. Das Finale des City Downhill Worldcups in Taxco De Alarcón, Mexiko, sicherte sich 2014 der Brasilianer Bernardo Cruz und verwies Filip Polc und Thomas Slavik auf die nachfolgenden Plätze.

Hightech Urban Downhill Boliden sorgen auf dem Flug für „komfort“

Was unterscheidet so ein Downhill Mountainbike von einem normalen Mountainbike? Der einzige „Komfort“ für die Fahrer sind ca. 220mm Federweg des Bikes und geschickt eingesetzte Arme und Beine, die zusätzlichen Federweg generieren. Hochentwickelte Federgabeln und Dämpfer, technisch gleichauf mit modernen Motocross Maschinen, bügeln die gröbsten Unebenheiten und kleinsten Steinchen platt. Hydraulische Scheibenbremsen verzögern zuverlässig. Eine Ritzelblock vom Rennrad sorgt bergab für das letzte Quentchen an Höchstgeschwindigkeit. Bergauf Kurbeln? Mit einem Urban Downhill Mountainbike unmöglich.

Ausblick auf die Saison 2015

Wie sich der Rennkalender des „Red Bull City Downhill Worldcup“ in 2015 gestaltet ist noch unklar. Fakt ist, dass diese Art der Competition in der Szene angekommen ist und eine breite Unterstützung auch von den Städten erfährt. Hinderlich könnten nur die alteingesessenen Events wie der „Downhill Worldcup“ sein, dessen Terminkalender in 14-tägigen Abständen Rennen vorsieht. Der Red „Bull City Downhill Worldcup“ stellt hier eine zusätzliche, zeitliche und logistische Herausforderung für die Rennteams dar.

Weiterführendes:

Bild: bigstockphoto.com / homydesign

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