Hochtouren sind zunächst einmal gefährlich. Neben den objektiven Gefahren (naturgegeben) wie Steinschlag, Lawinen und Wettersturz existieren auch eine ganze Reihe an subjektiven Gefahren (menschlich; z.B. mangelndes Können, Übermüdung, Erschöpfung). Sie laugen darüber hinaus auch den Körper aus: Nächte in den Hütten, in denen man wegen der Höhe, dem lauten Schnarchen des Nachbars oder wegen der Nervosität kein Auge zutut. Vielstündige Anstiege mit schwerem Gepäck bei zum Teil widrigen Temperaturen. Hypohydrierung und Hypoglykämie. Aufstieg inmitten einer langen Menschenschlange mit Staus an allen schweren Stellen. Und nicht zuletzt kosten Hochtouren auch eine Menge Geld. Da wären die Bergbahnen, die man vielfach zur Verkürzung von Aufstiegen verwendet, ferner die Hüttenübernachtung (z.B. Übernachtung auf der Hörnlihütte bei einer Besteigung des Matterhorns: 150 CHF p.P.) aber natürlich auch – sofern man die Tour mit einem Bergführer durchführt – die Führerkosten.
Warum in aller Welt soll man sich so etwas antun?
Die Antwort auf diese Frage ist nicht einfach. Dies liegt allerdings hauptsächlich darin begründet, dass man diese Faszination eben nur schwer in Worte fassen kann – man muss sie ganz einfach am eigenen Leibe erlebt haben. Denn nur wer abends auf der Hütte den letzten Sonnenstrahlen hinterhergeschaut und die Bergspitzen feuerrot aufglühen gesehen hat, nur wer beim Verlassen der Hütte in den frühen Morgenstunden die Milchstraße über sich gesehen hat, nur wer nach einem langen, kalten, nächtlichen Marsch das Prickeln der ersten Sonnenstrahlen auf der Haut genossen hat, wer die Welt unter sich immer weiter zurückgelassen hat und immer weiter in die absolute Stille der Berge eingetaucht ist, nur wer an einer schweren Stelle seine Bedenken besiegen und die Stelle erfolgreich überwinden konnte und nur wer nach einem stundenlangen, zermürbenden Aufstieg dem Gipfel ganz allein, nur mit lieben Freunden erreicht hat, der wird die „Faszination Hochtouren“ wirklich begreifen können. Dies ist nicht falsch zu verstehen: Es sind hier sicher nicht nur schwerste und anspruchsvollste Touren gemeint – im Gegenteil. Eine leichte, einsame (vielleicht sogar alleine durchgeführte) Tour auf einen der zahlreichen Gipfel des Allgäus kann wesentlich erfüllender sein als die Nr. 67 in der Schlange am Biancograt des Piz Bernina zu sein. Es geht um das Erlebnis „Berg“ und die damit verbundene Auseinandersetzung mit mir selbst. Es geht um das losgelöst sein von all den Zwängen und Pflichten des täglichen Lebens und von der Erfahrung der unbändigen Freiheit, die man besitzt, wenn diese erst einmal abgeworfen sind. Die Macht dazu hat jeder – er muss es nur wollen.
Wer nun also Blut geleckt hat und die ausgetretenen Wanderpfade einmal verlassen möchte dem sei für die erste(n) Hochtour(en) ein Bergführer dringend empfohlen. Denn wohl gibt es zum Thema Hochtouren eine Fülle an Literatur, die Praxis allein ist hier aber immer noch der beste Lehrmeister. Und die wird niemand besser vermitteln können als ein Bergführer. Von diesem kann man darüber hinaus, da er meist schon sein ganzes Leben im aufgesuchten Tourengebiet verbracht hat, eine Menge zur lokalen Flora, Fauna und Geographie lernen. Nicht zuletzt bilden sich nicht selten im Laufe eines Lebens echte Freundschaften zwischen Führer und Gast aus.
Wer mit der Zeit einige Erfahrung gesammelt hat wird irgendwann sicher auch mit dem Gedanken spielen, die Touren eigenverantwortlich – ohne Führer – zu begehen. Dem soll hier auch voll und ganz zugestimmt werden, denn eine geführte Tour kann nie so intensiv sein wie eine eigenständig durchgeführte, es fehlen ganz einfach die eigenen Entscheidungen und die damit verbundene Verantwortung. Dies führt zwar auch dazu, dass die psychische Belastung auf der Exkursion wesentlich höher ist, erhöht aber das Gipfelgefühl nach erfolgreich durchgeführter Tour um ein Beträchtliches. Nichtsdestotrotz sollte, auch bei schon bestehender Erfahrung durch mit einem Bergführer durchgeführten Touren, vor dem nicht unerheblichen Schritt zur eigenverantwortlich durchgeführten Exkursion, sinnvollerweise eine weitere „Ausbildung“ stehen. Dies wird vom deutschen Alpenverein (DAV) in Form von unterschiedlichen Fortbildungskursen angeboten. Ähnliche Kurse werden zwar auch von vielen Bergschulen in den Urlaubsregionen durchgeführt, die DAV-Kurse sind aber unschlagbar günstig. Voraussetzung ist allerdings, dass man DAV Mitglied ist (Mitgliedsbeitrag je nach Sektion 45-90€). Dies hat als Bergsteiger jedoch eigentlich nur Vorteile, denn man genießt z.B. Vergünstigungen auf Alpenvereinshütten (auch auf Hütten vom österreichischen, schweizerischen und italienischen Alpenverein), außerdem ist im Jahresbeitrag eine Bergsportversicherung mitinbegriffen.
Hochtouren liegen im Trend – erleben auch Sie die Faszination Hochtouren!
Mehr zu diesem spannenden Thema finden Sie auf der Seite www.faszination-hochtouren.de, auf der Michael Kunze versucht, tagtäglich ein wenig von der Faszination des Bergsports herüberzubringen. Zahlreiche Fotos zu beliebten Tourenzielen finden sich auf tourenbuch.snw.at.